Ihr habt es vielleicht mitbekommen: Seit diesem Semester zahlt Ihr 1 Euro mehr AStA-Beitrag. Dieser 1 Euro geht direkt ans Schauspielhaus Bochum und Ihr erhaltet damit die sog. „Theaterflat“. Soll heißen: Für 1 Euro im Semester ins Schauspielhaus gehen, so oft ihr wollt. Der AStA hat diese Beitragserhöhung für dieses Semester im Studierendenparlament beschlossen. Im Januar seid Ihr dann aufgefordert, in einer Urabstimmung Euer Votum abzugeben: Wollt Ihr die Theaterflat behalten oder findet Ihr diese überflüssig? Die Liste B.I.E.R. wird Euch nicht nur umfassend über den Vertrag, die Kosten und die Nutzung dieses Angebotes seitens der Studierenden informieren. Wir testen die Flatrate natürlich auch.

Phase 1: Karten reservieren

Als erstes müssen sich Plätze gesichert werden. Gesagt, getan, ab ans Telefon. Was die wohl dazu sagen werden, dass wir ne ganze Menge Leute sind? Auf der Homepage des Schauspielhauses wird die Vorstellung als fast ausverkauft angezeigt. Nach einer endlosen Zeit mit schlechter Musik in der Warteschleife geht endlich jemand ran. Ich sage also, dass ich Studi der RUB bin und gerne für die Vorstellung am Mittwoch Karten reservieren will. Wieviele? 10, wenn es geht. Die Frau am anderen Ende stockt kurz. Dann sagt sie, dass bei mehr als 2 Reservierungen eine Liste mit Namen abgegeben werden muss, z.B. per Mail oder per Fax. Oha, namentliche Anmeldung. Ich überlege. Die Frau fährt fort, dass die Vorstellung schon fast ausverkauft sei, aber wenn ich jetzt eine E-Mail schicke, dann würde das sehr wahrscheinlich noch klappen. Ich überlege weiter, denn ich ich habe ein Problem: Ich muss jetzt das Okay von 9 Leuten einholen, dass Sie einer namentlichen Reservierung zustimmen. Auweia, hätte ich das nur eher gewusst. Aber auf der Homepage des Schauspielhauses, wo es eine extra Kategorie für die RUB-Theaterflat gibt, steht nichts davon. Ich antworte, ich werde sofort eine E-Mail fertig machen. Während ich die Namen aufschreibe hoffe ich, dass mich nachher keine_r von denen lyncht, weil keine Zeit mehr zum Nachfragen ist. Nach dem ich die E-Mail abgeschickt habe und auf die Antwort warte, lese ich noch ein paar Mal den Text zur RUB-Theaterflat auf der Homepage des Schauspielhauses. Nein, ich habe nichts übersehen, das mit der Namensliste steht da nirgendwo. Plötzlich stocke ich bei folgendem Satz: „Grundsätzlich gilt: Bis drei Tage vor der jeweiligen Vorstellung hält das Schauspielhaus ein festes Kartenkontingent für RUB-Studierende vor.“ Bis 3 Tage? Ich dachte, ab 3 Tage? So jedenfalls hat das noch geklungen, als das Konzept im Sommer im Studierendenparlament vorgestellt wurde. Okay, das muss ich erst nochmal im ausgeteilten Vertrag des AStA mit dem Schauspielhaus nachgucken.

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Phase 2: Im Vertrag nach gucken

Die Reservierung hat geklappt und wir haben alle Plätze sogar noch zusammen in den ersten Reihen ergattern können. Läuft schon mal gut. Ich lese noch mal im Vertrag, den der AStA mit dem Schauspielhaus abgeschlossen und dem Studierendenparlament zur Kenntnisnahme vorgelegt hat. Dort ist festgehalten, dass sich Studierende ab 3 Tage vor der Vorstellung Karten reservieren können. Will sich ein Studierender z.B. am 4. Tag vorher Karten reservieren, so muss er_sie den „normalen“ Studitarif bezahlen. Also aufgepasst bei der Kartenreservierung, damit einem an der Kasse nicht eine böse Überraschung erwartet. Eventuell werden wir  diesbezüglich noch mal beim Schauspielhaus nachfragen, ob die Formulierung auf der Homepage nicht vereinfacht werden kann, damit keine Missverständnisse entstehen.

Phase 3: Die komplette Verwirrung

2 Leute haben doch keine Zeit, stattdessen wollen 2 andere mit. Da ich ja eine Namensliste hinterlegen musste, rufe ich noch mal bei der Theaterkasse und will wissen, ob auch Personen ausgetauscht werden können, wenn nur die Kartenanzahl noch stimmt. Eigentlich nein. Aber eine Ausnahme würde sie schon machen, wie denn die anderen beiden heißen. Leider kenne ich die beiden Namen nicht vollständig, aber die Ausnahme bleibt bestehen. Nebenbei erfahre ich, dass ich die Karten 2 Tage vor der Vorstellung eigentlich gar nicht mehr hätte reservieren können. Denn im Rahmen der Theaterflat können Studierenden ab Vorverkaufsbeginn bis 3 Tage vor der Vorstellung die Karten reservieren, ansonsten nur ab 30 Minuten an der Abendkasse. Ich bin verwirrt. In dem Dokument, was der AStA als „den Vertrag mit dem Schauspielhaus“ bezeichnet hatte und den Parlamentarier_innen vorlegte, steht was anderes drin. Anscheinend gibt es einen neuen Vertrag und den haben wir im Parlament nicht vorgelegt bekommen. Wie nett.

Phase 4: Karten abholen – Unterschreiben?

Aber wie auch immer: ab ins Theater ist jetzt angesagt. Wir sind alle sehr gespannt, wie das klappen wird. Die Frau an der Abendkasse wirkt etwas verstört, als wir alle auf sie zugehen. „Hallo, wir hatten 10 Karten reserviert“. „Haben Sie denn Ihre Studierendenausweise dabei?“ „Ja“ schallt es zurück und alle heben ihre Ausweise hoch. Die junge Frau legt uns ein Blatt Papier mit einer Tabelle hin und sagt, wir sollen dann bitte einmal hier unterschreiben. Ich schaue mir die Liste an. Eintragen muss man Name, Anzahl der Karten, Art der Freikarte (z.B. RUB für die Theaterflat), Datum, Unterschrift. „Ach so, ja dann unterschreib ich für alle 10“ fange ich an und schreibe meinen Namen in das erste Feld. „Nein, das geht nicht“, sagt die junge Frau, „alle einzeln, jeder nur eine Karte“. In der Bar, die hier gleichzeitig mit der Abendkasse im Foyer der Kammerspiele sind, ist es auf einmal so verdächtig ruhig geworden. „Und warum soll man dann hier die Kartenanzahl eintragen?“ wird die junge Frau an der Abendkasse von allen Seiten gefragt. Sie erklärt entnervt, jeder müsse halt unterschreiben, dass er eine Freikarte erhalten hat. Meine Eintragungen prüft sie derweil mit einem Blick auf meinen Studierendenausweis. Das wird noch lange dauern, denke ich mir. Warum ist das so kompliziert? Auch über die namentliche Platzreservierung muss ich stutzen, als ich meine Karte in der Hand halte. Da steht nämlich gar kein Name drauf. Nur eine normale Eintrittskarte ohne Preis und dem Vermerk „RUB-Theaterflat“. Nach dem wir alle unterschrieben haben, gehen wir noch mal vor die Tür und unterhalten uns über das für uns komische Erlebnis gerade. Solche Unterschriftenlisten kennen wir – und zwar aus Situationen, in denen z.B. für einen Workshop Geld von öffentlichen Stellen oder Gewerkschaften gegeben wird. Da muss man auch immer die Teilnehmer_innen nachweisen, erst so bekommt man im Nachhinein das Geld. Kann es etwa sein, dass das Schauspielhaus mit der RUB-Theaterflatrate nicht nur 83.000 Euro (in den Semestern 13 und 13/14) von der Studierendenschaft bekommt, sondern auch noch weitere Gelder über die Freikarten vom Land oder der Kommune bekommt? Anscheinend müssen auch die Studierenden eine Unterschrift abgeben, die sich die Restkarten 30 Minuten vor der Vorstellung geschnappt haben. Wer erhält diese Daten, werden sie gespeichert und wenn ja, wie lange? Wir werden nachfragen. Oh, es dongt jetzt schon zum 3. Mal.

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Phase 5: Vorstellung angucken

Die Kammerspiele sind bis auf den letzten Platz besetzt und das Stück „Hase, Hase“ fängt an. Zuvor findet es noch eine unserer Nachbarinnen total lustig, dass „Studierende alles umsonst bekommen“. Das Stück ist richtig super, im Saal wird viel gelacht, der Atem angehalten, sich erschreckt und auch eine Träne verdrückt. Besonders viel Applaus bekommt die Schauspielerin von Frau Hase, die Mutter der Familie Hase. Mit ihr kann jede_r mitfühlen. Zum Schluss hält sie noch einen Monolog, in dem sie die Message des Stücks mit einem Holzhammer in die Köpfe der Zuschauer_innen prügelt. Hätte für uns nicht mehr sein müssen, aber damit erntet die Schauspielerin am Ende noch mal mehr Applaus als zuvor.

Phase 6: Bier vom Kiosk und Fazit

Die hohen Bierpreise treiben uns in die Kälte vor dem Schauspielhaus. Zum Glück gibt es auch hier Kioske und so holen wir uns erstmal ein Feierabendbier. Das Stück fanden wirklich alle sehr toll und ins Schauspielhaus kommen wir auf jeden Fall wieder. Definitiv nachfragen wollen wir beim Schauspielhaus aber noch mal wegen der namentlichen Reservierung und der Unterschriftenlisten. Denn obwohl wir verstehen können, dass das Schauspielhaus leichtfertige Reservierungen seitens der Studierenden, die ja nichts mehr dafür bezahlen müssen, verhindern will, finden wir das mit den unaustauschbaren, namentlichen Reservierungen etwas zu hart. Enttäuscht sind wir schon ein bisschen darüber, dass der AStA uns nicht das komplette Prozedere für die Freikarten mitgeteilt hat in den StuPa-Sitzungen. Genau so hatten sie uns im Sommer mal einen ersten Vertragsentwurf mit dem Schauspielhaus ausgeteilt, uns aber leider nie den entgültigen Vertrag zur Kenntnisnahme vorgelegt. Ihr merkt schon: Theater super, Kommunikation im Studierendenparlament und mit dem Schauspielhaus über den Vertrag und die Konditionen an sich verbesserungswürdig.

2 Kommentare für “B.I.E.R. testet Theaterflat”

  1. Kränk

    Moderiert. Wir werden immer noch keine Kommentare zu lassen, in denen wir beleidigt werden. Werdet erwachsen!

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