Die Mitglieder des VRR-Verwaltungsrates haben in der Presse verlauten lassen, dass mit ihnen die geplante Preissteigerung beim Semesterticket um 43% nicht zu machen ist. Doch die Augen sind weiterhin offen zu halten, denn in den selben Artikeln beschwören die Ratsmitglieder eine Gefahr, die gar nicht vorhanden ist.

Die Nachricht, der VRR wolle das Semesterticket um 43% teurer machen, hatte eingeschlagen wie eine Bombe. Über 16.000 Likes gab es dann auch innerhalb von Tagen für die Kampagnenseite „So nicht, VRR!“. Diese hatte der AStA Duisburg-Essen ins Leben gerufen, um einen öffentlichen Protest gegen die absurden Forderungen des VRR zu organisieren. Vor ein paar Tagen dann zog der VRR-Verwaltungsrat die Notbremse. Gegenüber der Presse ließen Mitglieder von den Grünen und der CDU verlauten, dass sie das Verhandlungsverhalten des VRR nicht nachvollziehen können und sich selbst sogar übergangen gefühlt haben in der ganzen Diskussion.

Erhöhungen weiterhin geplant

Doch Entwarnung kann man erstmal nur für 2014 geben. In der WAZ erklärte Norbert Czerwinski von den Grünen, dass eine außerplanmäßige Erhöhung schon noch kommen werde. Zwar erst 2015 und im Moment noch unter 43% geplant, doch trotzdem ist zu sagen, dass die gesamte Diskussion eben noch nicht komplett vom Tisch ist. Auch deswegen halten die Organisatoren der Demonstration am 27.09.2013 an dem öffentlichen Protest fest.

Andere Statements des VRR bereiten indessen mehr Sorge. So wurde vor ein paar Tagen bekannt, dass der VRR plant, alle Regionalzüge und S-Bahnen mit Kameraüberwachung auszustatten. Als Grund dafür wird angegeben, Angriffe auf Fahrgäste würden immer brutaler und mit Kameras in den Zügen sei das Sicherheitsgefühl der Kunden des VRR gestärkt, sowie Straftaten verhindert. Solch eine Argumentation ist weit verbreitet unter Kameraüberwachungsbefürwortern, doch stößt schon seit Jahren auf Kritik bei den Überwachungsgegnern. So bekam z.B. Fritz Behrens, Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen, 2002 den Big Brother Award Regional verliehen. Die Verleiher blickten nämlich selber in die vom Innenminister angegeben Statistiken, die angeblich einen Rückgang der Straftaten nach der Installation von Überwachungskameras nachweisen sollten. Sie kamen zum Schluss: „Tatsächlich gibt es solche „erfolgreichen Zahlen“ nicht: Die Zahl der Straftaten im Ravensberger Park ging bereits im Jahr 2000 entscheidend zurück. Ups, – kleiner Schönheitsfehler – das war 1 Jahr vor der Installation der Überwachungsanlagen im Ravensberger Park. Die exakt gleichen Zahlen der Polizei zu Grunde legend, können wir heute völlig zu Recht und objektiv erklären, dass die Zahl der Straftaten im Park seit Installation der Kameras nicht gesunken, sondern im Gegenteil um 50% gestiegen ist – von 6 Straftaten im Jahr 2000 auf 9 Straftaten im Jahr 2001 (wahrlich ein Kriminalitätsschwerpunkt hier!).“ Eine 2007 herausgegebene Studie zur Effektivität von Kamerüberwachung in öffentlichen Verkehrsmitteln belegt, dass die Zahl der Straftaten durch Kameraüberwachung keineswegs gesenkt wird.

Kameraüberwachung und angebliche Schnorrer

Völlig unwidersprochen bleibt dann auch in der WAZ, dass die Kameraüberwachung nach Bussen nun auch die U- und Straßenbahnen übernehmen sollen. Uns als Liste mit einem Schwerpunkt auf Datenschutz kann das natürlich gar nicht gefallen, wobei auch immer mehr Stunk in den Bahnen gegen das beliebte Wegbier gemacht wird. Zudem will der VRR-Verwaltungsrat ein Problem herbeireden, welches in Zeiten von BA/MA gar nicht existieren kann. So schreiben sich angeblich einige Menschen für Studiengänge ein, nur um das günstige Ticket zu bekommen. Na klar, schon mal einen Blick auf die Liste der Studiengänge ohne NC geworfen? Genau, wegen der befürchteten Erstimassen aufgrund des doppelten Abiturjahrganges gibt es kaum noch ein NC-freies Fach. Auch ist durch die veränderten Prüfungsordnungen völlig unmöglich gemacht worden, dass Studierende ihre Prüfungen gar nicht wahrnehmen. Denn bei mehrmaligem Scheitern hat man sich gleich fürs ganze restliche Leben aus dem gewünschten Studiengang ausgeschlossen. Und das soll irgendjemand auf sich nehmen, nur wegen eines günstigeren Tickets? Wohl kaum. Druck kommt dann auch noch von den Univerwaltungen, denn die kriegen für Regelzeitabschließende deutlich mehr Geld, als für sogenannte „Langzeitstudenten“. Die „Schnorrer-Zeiten“ an den Universitäten in NRW sind daher eh schon seit Jahren vorbei.

Weiter Druck machen

Der Etappensieg beim Semesterticket hat gezeigt, dass die Verhandlungsmasse der Studierenden eine große Wirkung haben kann. Daher sollte der Druck aufrecht erhalten werden, um dem VRR schlechte Entscheidungen für die ganze Gesellschaft auszureden. Kommt zur Demo am 27.09.2013 in Duisburg. Wir fahren um 08.30 Uhr am Bochumer HBF mit dem RE11 los!

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