Die Universitätsverwaltung hat sich umentschieden: Der geplanten Kampagne gegen Rechts an der Ruhr-Uni Bochum soll jetzt doch nicht die Extremismustheorie als Vorbild dienen. Anscheinend hat sich die zuständige Dezernentin umentschieden, nach dem einige Akteure den Rückzug ihrer Beteiligung an der Kampagne drohten, sollte der Titel der Kampagne oder die Kampagne selbst Begrifflichkeiten der Extremismustheorie enthalten. Ursprünglich favorisierte die UV die Titel “RUB bekennt Farbe: Kein Platz für Extremismus” und “Uni ohne Vorurteile: Kein Platz für Extremismus”. Gerüchteweise kündigten der DGB, die mobile Beratung gegen Rechtsextremismus sowie die Listen der AStA-Koalition und der Opposition der UV die Zusammenarbeit unter diesen Titeln auf.

Auch wir hatten der zuständigen Dezernentin am Anfang der Woche eine E-Mail mit unserer Kritik an der Kampagne geschickt. Leider haben wir darauf bis heute keinerlei Antwort bekommen.
Sehr geehrte XXX,

Wie Sie in einer E-Mail am 28.02.2014 schrieben, wünschen Sie sich Feedback zu den bisher geplanten Namensvorschlägen für die Kampagne „Uni ohne Vorurteile“. Zur Auswahl stehen demnach die Slogans „RUB bekennt Farbe: Kein Platz für Extremismus“ und „Uni ohne Vorurteile: Kein Platz für Extremismus“.
Wir müssen sagen, dass wir von diesen Namensvorschlägen schockiert sind. Erst als Kampagne angekündigt, die sich gegen Diskriminierung und Intoleranz wenden soll, wird auf einmal der Rahmen der Extremismustheorie drum herum gesteckt. Und dieser Rahmen ist in der politikwissenschaftlichen und soziologischen Diskussion sehr umstritten. So bietet das Konzept der Extremismustheorie laut vielen Wissenschaftler_innen keine geeigneten Instrumente, um politische Bewegungen und Interessensgruppen zu charakterisieren, da das Konzept die Gefahr beinhalte, dass die Dichotomie demokratisch oder extremistisch als einziges Analysekonzept stehen bleibt. Somit werden politische Problemlagen in Deutschland zu sehr versimpelt. Darüber hinaus wird dem Konzept vorgeworfen, dass durch die Gleichsetzung von links und rechts das nationalsozialistische Deutschland und der 2. Weltkrieg verharmlost werden, während eine potenzielle Gefahr für die BRD durch die deutsche Linke überproportional hoch dargestellt wird. Wir möchten Sie bitten, von diesen Titelvorschlägen Abstand zu nehmen.

Gerade an einer Universität sollte der wissenschaftliche Diskurs nicht ignoriert werden. Darüber hinaus wurde uns zugetragen, dass bei dem Runden Tisch, der zur Kampagnenplanung statt gefunden hat, die meisten Anwesenden das Konzept der Extremismustheorie explizit nicht in einem befürwortenden Kontext dabei haben wollten. Wir fragen uns also, woher Sie diese Ideen auf einmal her haben.

Wir möchten Ihnen nahe legen, Veranstaltungen zur Extremismustheorie in die Kampagne mit einzubinden. Auch möchten wir sagen, dass der Titel:
„Ruhr-Universität Bochum: Uni ohne Vorurteile“ mit Sicherheit ausreichend wäre, um den konsensualen Charakter dieser Kampagne über verschiedene Institutionen hinaus darzustellen.

Mit freundlichen Grüßen,
Denise Welz und Pia Witzel für die Liste B.I.E.R.

Die Antwort-E-Mail und einem neuen Titelvorschlag ohne die Extremismusbegrifflichkeiten haben wir von unseren Freund_innen der KLIB bekommen.
Liebe TeilnehmerInnen des Runden Tisch,

herzlichen Dank für die Rückmeldungen zum Entwurf des Statements. Nach Rücksprache mit unterschiedlichen Interessensgruppen
ist die Entscheidung gefallen, die Kampagne „RUB bekennt Farbe“ ohne weiteren Untertitel zu nennen.
Die Endversion des Statements finden Sie im Anhang. Wenn Sie/Ihre politische Liste/Ihre Interessensgruppe die Erklärung mit
unterzeichnen möchten, melden Sie sich bitte.

Viele Grüße,
Ihr Organisations-Team

Wir möchten unseren Unmut darüber ausdrücken, dass nicht, wie versprochen, alle die an der Kampagne teilhaben und ihre Ideen dazu umsetzen wollen, auch eingebunden werden. Auf unsere Kritik haben wir weder Feedback, noch die wichtige Nachricht über die Umbenennung der Kampagne bekommen. Hat uns der AStA in den StuPa-Sitzungen zur Kampagne Uni ohne Vorurteile etwa angelogen? Simon Gutleben hat erst in einer hochschulpolitischen Talkrunde damit geprahlt, die Kampagne sei nicht „von oben instruiert“, sondern solle mit allen gestaltet werden, die mitgestalten wollen. Der AStA und die UV sollten dem Ganzen dann jetzt vielleicht mal Taten nachfolgen lassen und die Kommunikation im Rahmen der Kampagne ausweiten.

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