Ja, wir haben es getan. Nun, einige von uns. An einem schönen Frühlingsnachmittag, nach einem Spaziergang durch den Botanischen Garten, entschieden sich zwei von uns, sich bei metropolradruhr zu registrieren und mit den Fahrrädern den Heimweg anzutreten.

Spontan registrieren

Als erstes mussten wir, Pils und Export, uns natürlich registrieren. Das Projekt verspricht, dass gerade Studierende sich gleich nach der Registrierung ein Fahrrad ausleihen können. Also ab an einen Terminal und gucken wie das geht. Okay, per Terminal schon mal nicht. Dort wird man nämlich nach Eingabe der Telefonnummer und einer PIN erstmal nach Bankdaten gefragt. Ähm, würde ich meine Bankdaten an irgendeinem Terminal auf dem Unigelände eingeben? Natürlich nicht. Mal ab davon müssen Studierende der RUB so lange keine Bankdaten hinterlegen, wie Gebühren anfallen, d.h. erst wenn man seine 60 Gratisminuten überschritten hat. Wir überlegen, dass ja der Terminal noch gar nicht nach unserer E-Mail-Adresse gefragt hat und beschließen, uns per Smartphone übers Internet zu registrieren. Das läuft im ersten Moment auch gut, bis die Bestätigungsmail an die RUB-Adresse kommt. Klickt man dort drauf, erscheint im Browser bloß ein weißes Fenster, in welchem die Buchstaben „http“ zu lesen sind. Hat die Registrierung und die Bestätigung des RUB-Accountes jetzt geklappt oder nicht? Ein Fahrrad wird ausgeliehen und es funktioniert. Doch der zweite Fahrradfahrwillige hat nicht so viel Glück.

Spontan aufregen

Erst einmal wird Export permanent darum gebeten, eine Kreditkartennummer zu hinterlegen. Auch am Terminal, wenn er eigentlich nur ein Rad ausleihen will. Das nervt, verhindert eine Fahrradausleihe und ist vertraglich auch nicht berechtigt. Umstehende Studis berichten uns, dass auch sie in regelmäßigen Abständen aufgefordert werden, eine Kreditkartennummer zu nennen, obwohl bei ihnen noch kein einziges Mal Guthaben angefallen ist. Plötzlich ist auf seinen Namen schon ein Fahrrad ausgeliehen – genau das gleiche, auf welchem Pils gerade sitzt und vor hin erst ausgeliehen hat. Tja, wie jetzt ein weiteres Fahrrad ausleihen, das würde ja nicht mehr in den Gratistarif fallen? Doppelcheck: Ja, ein und das selbe Fahrrad befindet sich nun im temporären Besitz von beiden Benutzerkonten. Erst mal die Hotline anrufen. Dort darf man sich per Zahleneingabe durch ein langes Menü klicken. Aber der Studi neben uns hat einen Tipp: Einfach bis dahin gehen, wo man sein Problem aufs Band sprechen darf und an dieser Stelle so lange was sagen, bis der Computer am anderen Ende aufgibt und einen an eine reale Person weiterleitet. Das klingt im ersten Moment nicht nach Service erster Klasse und fühlt sich auch nicht so an.

Spontan nett

Aber als dann endlich ein Mensch am anderen Ende der Leitung spricht, geht alles ganz schnell. Es könne schon mal passieren, dass bei zeitlicher Nähe der Ausleihen das System nicht ganz mitkommt, wird uns gesagt. Das Fahrrad wird als Ausleihe bei Export wieder rausgenommen, da der Servicemitarbeiterin angezeigt wird, dass Pils das Fahrrad vorher ausgeliehen hat. Wie das System zeitlich nicht ganz mitkommen soll haben wir technisch jetzt nicht nachvollziehen können, aber immerhin ist dieses Problem mit einem Anruf erledigt. Nächstes Problem: Will Export was ausleihen, wird nach seiner Kreditkartennummer gefragt. Anscheinend ist bei dem System nicht angekommen, dass Export ein RUB-Studi ist. Das ist seltsam, denn wir beide hatten die selbe Anzeige beim Klick auf den Bestätigungslink an die RUB-E-Mail-Adresse bekommen und da es ja bei Pils auch geklappt hat, dachten wir, das würde auch bei Export funktionieren. Aber nein, auch hier sind nicht wirklich definierbare technische Gründe das Problem und die nette Frau vom Service behebt auch dieses Problem. Trotzdem will sie meinen Kumpel noch dazu überreden, seine Kreditkartendaten zu hinterlegen – „nur für den Fall“. Er erklärt ihr den Vertrag, an dem wir ja mitgewirkt haben, und hält sich auch nicht zurück mit der Kritik an dem Vorgehen, mit solcher Belästigungen an Daten heran kommen zu wollen, welche das Unternehmen per Vertrag in dieser Situation nicht haben muss und auch explizit nicht haben soll. Irgendwie ist die Frau jetzt nicht mehr ganz so nett und beendet das Gespräch schnell, aber das ist uns auch recht, denn wir wollen mal losfahren.

Fahrtwind ist okay – Rest meh

Zum Fahren mit diesen Fahrrädern ist zu sagen: Länger als 30 Minuten hält man es auf den Dingern auch irgendwie nicht aus. Von der 3-Gang-Schaltung ist nur der Dritte zu gebrauchen und irgendwie scheint das Fahrrad ab einer bestimmten Geschwindigkeit nicht mehr schneller zu können, sondern eher ab zu bremsen. Die Vorderbremse ist mit Vorsicht zu genießen und die Sattel müssen bei etwas mehr Gewicht schon wirklich richtig doll fest gezogen werden (Schnellspanner), da sie sonst verrutschen. Generell fühlt sich das Fahrradfahren mit diesen Rädern irgendwie schwerer an, als es eigentlich soll. An einem anderen sonnigen Tag leihen wir uns spontan noch mal Fahrräder aus und nehmen dieses Mal eine etwas abenteuerlichere Strecke:  hügeliger Stadtverkehr und Fahrradweg gemischt. Hier sei noch mal eingeschoben, dass Export wieder nach Kreditkartendaten gefragt wurde bei der Ausleihe, obwohl er im RUB-Tarif registriert ist. Für eine Strecke, für die wir laut OpenRouteService eine halbe Stunde brauchen, brauchen wir gute 45 Minuten. Gerade der Alltagstest zeigt: Das Projekt hat noch viele Mängel. Hier mal einige davon:

  • Nicht alle Standorte sind auf der Homepage eingetragen. So gibt es z.B. einen Terminal auf der Erzbahntrasse, der im Internet nicht zu finden ist. Leider haben wir vergessen, wo genau der ist.
  • Bei Openstreetmap oder Googlemaps sind gar keine Standorte eingetragen, die auf der Homepage zu finden sind. Zum Glück kann bei OpenStreetMap jede_r der möchte eine Station eintragen – macht das auch ruhig mal.
  • Dafür kann man auf den Terminals Stationsstandorte auf den Karten bewundern, die in Wirklichkeit gar nicht existieren.
  • Viel zu wenig Stationen an wichtigen Punkten, wie z.B. auf oder in direkter Nähe zu den zahlreichen Fahrradwegen oder Erholungsgebieten, die es im Ruhrgebiet gibt. Da mutet die RUB mit ihren 10 Stationen schon lächerlich an, wenn man mit den Fahrrädern kaum irgendwo hinfahren oder umherfahren kann in 60 Minuten, wo es sich schön fahren lässt und eine Station zur Abgabe existiert.
  • Kein Routenservice auf der Homepage – gerade für die Zielgruppe, die sich mit den Fahrradwegen nicht so gut auskennt ziemlich blöd. Das Projekt kann halt nicht ohne fahrradfreundliche Verkehrssteuerung funktionieren. Einige Fahrradschilder im Ruhrgebiet weisen einen z.B. aktiv weg von Fahrradwegen und lotsen einen dafür auf viel von Autos befahrene Hauptstraßen. Manch ein Fahrradweg führt einfach in eine verkehrsberuhigte Zone oder eine Baustelle.
  • Auf den Fahrrädern fährt es sich nicht wirklich gemütlich und gut, es fühlt sich schwer an und ist selbst bei einfachen Strecken und noch niedrigeren Temperaturen irgendwie schweisstreibend.
  • Wenn man bei der Rückgabe der Fahrräder am Terminal angibt, Probleme mit dem Fahrrad gehabt zu haben, wird nicht abgefragt welche Art von Problemen.
  • Die Benutzerkontoverwaltung auf der Internetseite ist irreführend und überhaupt nicht intuitiv. Und damit meinen wir alles, einfach alles. Da lassen sich keine Einzelheiten benennen.
  • Das ständige Gefrage nach Kreditkartendaten nervt total. Zwar trifft das nicht jede Person, aber die Personen die es trifft, nervt es mit Sicherheit ganz schön. Wir möchten hier in aller Ausdrücklichkeit noch mal sagen, dass RUB-Studis keinerlei Bankdaten angeben müssen, wenn keine Kosten angefallen sind. Leiht Ihr Euch also Fahrräder für 60 Minuten oder weniger aus, müsst Ihr die Bankdaten nicht angeben. Lasst Euch nix anderes einreden.

Wir haben ehrlich gesagt keine Ahnung wann wir den Service, für den wir ja bezahlen, nutzen sollen. Zum Einkaufen wäre es ein Umweg, für ne kleine Radtour gibt es zu wenig Stationen an Radwegen und die Fahrräder sind nicht so gemütlich. Der bisherige Stationsausbau war für die Studierendenschaft, die Univerwaltung, das AKAFÖ und die Stadt Bochum ganz schön teuer – trotzdem ist das Netz an Stationen noch sehr löchrig und macht Fahrradausleihen unattraktiv. Am schlimmsten aber wiegt: Ein Kasten Bier passt gerade eben NICHT auf den Gepäckträger.

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