Parallel zu den diesjährigen StuPa- Wahlen finden in der Woche vom 13. – 17. Januar zwei Urabstimmungen statt. Einmal zum Fahrradverleihsysthem Metropolradruhr und zur Theaterflat.
Metropolradruhr-Check
Bei der Urabstimmung zur Metropolradruhr geht es um einen Vertrag mit der Nextbike GmbH welche Metropolradruhr betreibt. Jede Studierende soll dann 1,50€ pro Semester an dieses Unternehmen zahlen. Dafür können sie sich dann sich an den Ausleihstationen von Metropolradruhr eines der Fahrräder ausleihen und bis zu einer Stunde ohne zusätzliche Kosten nutzen. Wenn sie es länger nutzen, zahlen sie pro angefangener halben Stunde 50 Cent zusätzlich. Bei einer erneuten Ausleihe ist wiederum die erste Stunde frei. Wenn diesem Vertrag zugestimmt wird gilt er für mindestens fünf Jahre. Das Kundenkonto der Studierenden wird dann kostenlos sein und für eine 24h Ausleihe zahlen die Studierenden der RUB maximal 5€.
Nun klingt der Betrag von 1,50€ pro Semester beziehungsweise 3€ pro Jahr zunächst erst einmal gering. Wenn wir also die Gesamtsumme betrachten: Das wären bei derzeit 41456 Studierenden über 120.000€ pro Jahr.
Für die gesamte Studierendenschaft kein guter Deal
Der Beitrag setzt sich aus einem Grundbeitrag von 50 Cent pro Semester und Studierendem sowie 0,15 Cent für jedes uns vertraglich zugesicherte Fahrrad zusammen. Insgesamt also knapp 125€ pro Jahr und Fahrrad. Zuletzt wird dieser Betrag wiederum um 14 Cent für jeden Studierenden gesenkt, da Nextbike für die Stationen auf dem Campus nichts bezahlen muss sondern die Universität die Kosten für die Stationen Trägt.
Vertraglich zugesichert uns im Bochumer Stadtgebiet 760 Fahrräder. Wie diese Verteilung aussieht und wie viele davon an der Uni stehen wir nicht geregelt. Derzeit stehen auf dem Campus bis zu 203 Fahrräder zu Verfügung, diese Zahl soll aber noch steigen. Zum Angebot in unseren Nachbarstädten wird lediglich erwähnt, dass dort eines bestehen soll. Der Umfang, also Zahl der Räder und Stationen wird hingegen nicht geregelt.
Um ein Fahrrad ausleihen zu können muss man sich zuerst bei Nextbike registrieren. Laut der uns vorliegenden Statistik (8.12.2013) haben sich bisher ca. 1900 Studierende registriert und das obwohl die Nutzung bereits seit etwa acht Monaten möglich ist. Also haben über 95% der Studierenden das Angebot von metropolradruhr noch nie benutzt und das obwohl die Studis bisher noch keinen Extra-Beitrag zahlen mussten, d.h. der RUB-Tarif für die einzelnen Studis noch gar nichts gekostet hat.
Diejenigen die sich bisher registriert haben, haben die Fahrräder bisher erst 22393 mal im gesamten metrpolradruhrgebiet mit dem RUB-Tarif ausgeliehen, also im Schnitt 16561 mal pro Semester. Wäre bei jeder Ausleihe die volle Stunde genutzt worden hätte sie das alle zusammen lediglich 44.786€ gekostet (2€/h im Nomaltarif). Der Studierendenschaft hingegen hat allein dieses Pilotprojekt, bei dem nur das für das Sommersemester bezahlt wurde schon über 60.000€ gekostet. Wenn dem Vertrag zugestimmt werden sollte zahlen wir für beide Semester. Ausgehend von den bisherigen Nutzungszahlen und dieser für das Projekt sehr vorteihafen Rechnung müsste sich die Nutzung in etwa verdoppeln, damit sich der Deal für die Studierendenschaft lohnt.
Außer acht gelassen haben wir bei dieser Rechnung die Möglichkeit in Verbindung mit dem VRR-Ticket ein Fahrrad von Metropolradruhr einmal täglich für eine halbe Stunde ohne Zusatzkosten nutzen zu können. In wieweit dies die Kosten noch einmal senken würde können wir schlecht abschätzen, da wir leider immer noch keine Daten bezüglich der zeitlichen Nutzung des Angebotes mit dem RUB-Tarif, also wie lange die Nutzer_innen das Angebot je Ausleihe genutzt haben (z.B. 30 Minuten oder 60 Minuten) erhalten haben.
Nicht massentauglich
Die Befürworter_innen des Projektes argumentieren auch gerne mit einer verbesserten und ökologischeren Infrastruktur auf dem Campus selbst (zwischen den Gebäuden) und der Strecken vom Campus oder zum Campus. Dazu ist unserer Meinung nach zu sagen, dass nicht unendlich viele Stationen auf dem Campus oder an den Wohnheimen aufgebaut werden können – irgendwann ist einfach Schluss. Gerade wenn die Nutzer_innen das Fahrrad für den Nach-Hause-Weg nutzen ergibt sich ein Problem: Die Fahrräder werden derzeit nur einmal am Tag wieder auf die Stationen umverteilt. Vertraglich zugesichert ist auch nur eine Umverteilung „nach Bedarf“. Selbst Björn Frauendienst, der das Projekt in sein eigenes Projekt „Move2013“ integrierte, hat auf der letzten StuPa-Sitzung, an der er teilnahm gesagt, das System sei nicht massentauglich. Um aber für eine 40.000-Personen Studierendenschaft plus Mitarbeiter_innen der RUB im Gesamten zu bestehen, müsste das System aber schon massentauglich sein oder werden. Und feststeht: Unendlich ausbauen kann man das Projekt auch nicht, schon gar nicht im Sinne der Studierendenschaft.
Und in der Praxis?
Wer das Fahrradverleihsystem des öfteren nutzt, hat es vielleicht selber schon gemerkt – es hapert hier und da noch. So sind die Möglichkeiten der Ausleihe teilweise unklar (manch einer weiß gar nicht, dass er ein Fahrrad gar nicht übers Smartphone ausleihen muss). Die Fahrräder selber weisen immer wieder Beschädigungen auf, vielleicht verursacht durch den regelmäßigen Transport in Lieferwagen quer durch Bochum. Der Reifendruck lässt zu wünschen übrig. Rein praktisch stellen diese Ausleihfahrräder keine wirkliche Alternative zu einem eigenen und gewarteten Fahrrad dar.
Fazit
Aus unserer Sicht lohnt deshalb dieser Vertrag für die Studierendenschaft nicht, da nur wenige davon profitieren können. Nur für die Nextbike GmbH scheint uns dies ein gutes Geschäft zu sein. Die ASten der TU Dortmund und der Uni Duisburg-Essen lehnten ähnliche Angebote der nextbike GmbH schon ab, da sie für die gesamte Studierendenschaft keinen Vorteil sehen. Wir hätten es sinnvoller gefunden mit der nextbike GmbH abzumachen, dass die Studierenden weiterhin den ganz normalen VRR-Tarif nutzen können, schließlich sind die Studierenden die größte, regelmäßig zahlende Kundengruppe des VRR. Und bevor der Vertrag mit dem AStA der RUB stand, funktionierte der VRR-Tarif auch wunderbar für Studierende.
In aller Kürze: Pro und Contra
Pro
* Öfter mal mit dem Fahrrad fahren ist ökologisch und hält fit
* Wer kein eigenes hat, kann sich eines über dieses System leihen
* Der RUB-Tarif ist günstiger als der normale Tarif bzw. der RadCard-Tarif
* Wer keinen Bock auf die volle U35 hat, kann einfach in der Innenstadt ein Rad leihen und damit zur Uni fahren bzw. wieder zurück fahren
Contra
* Die 1,50€ pro Semester müssten dann alle Studis zahlen – auch die, die das System nicht nutzen möchten
* Ca. 200 Fahrräder auf dem Campus für über 40.000 Studierende – und jedes kann nur einmal pro Tag den Campus verlassen
* Die Beteiligung an dem Projekt kostet die Studierendenschaft im Ganzen viel Geld (über 120.000€, Tendenz steigend)
* Macht für viele nur im Sommer Sinn – bezahlen sollen wir das aber auch im Wintersemester
* Könnte die Türen für andere Unternehmen öffnen, die Geld von den Studierenden haben wollen, da ihre Unternehmensidee sich offensichtlich nicht selber trägt
* 95% der Studierenden haben das System bisher nicht genutzt, obwohl sie selber bisher keinen Beitrag für den günstigeren Tarif zahlen mussten
Nutzung
Hier wollen wir Euch die uns zur Verfügung gestellten, natürlich anonymisierten Nutzungsstatistiken zur Verfügung stellen, damit Ihr Euch selber ein Bild machen könnt.
Datenschutz
Wir haben über den AStA diverse Anfragen zum Thema Datenschutz gestellt. Als erstes findet Ihr hier unsere gestellten Fragen und die Anworten des AStA diesbezüglich.
Beantwortung von Anfragen der Liste B.I.E.R. vom 16.11.2013
Der Datenschutzbeauftragte der nextbike GmbH hat auf die diversen Nachfragen hin ebenfalls ein Statement abgegeben. Dieses ist im Vertrag mit drin, Ihr findet es ab Seite 22.
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